Geschichte der Theatergruppe Infektiös

„Eine der Hauptfunktionen unserer Kunst besteht darin, die Menschen für diese „Spektakel“ des Alltags zu sensibilisieren, in denen die Akteure zugleich ihre eigenen Zuschauer sind, in denen Bühne und Zuschauerrahm eins sind. Wir alle sind Künstler! indem wir Theater machen, lernen wir hinschauen, das offensichtlich zu sehen, was normalerweise nicht mehr möglich ist, weil wir nur mehr flüchtig schauen. Was uns vertraut ist wird unsichtbar für uns: Theater wirft Licht auf die Bühne unseres Alltags."


Augusto Boal (1931-2009)  in seiner Botschaft zum Welttheatertag 2009

DIE GESCHICHTE DER THEATERGRUPPE INFEKTIÖS

Die Gruppe besteht konstant seit 1990. Begründet wurde sie im Betriebsseelsorgezentrum Treffpunkt Klinikpersonal, initiiert von der damaligen Leiterin Eva Avellano. Zielgruppe des Betriebsseelsorgezentrums Treffpunkt Klinikpersonal, später Treffpunkt Am Puls 1977-2004 (initiiert von Elisabeth Schatz und einer Gruppe von Krankenschwestern, unterstützt und begleitet von Dekan Josef Haselwanner): Menschen, die im Bereich Krankenhaus, Altenheim, im Gesundheitswesen und deren Ausbildungsstätten gearbeitet haben oder ausgebildet wurden. 

Die Idee zur Theatergruppe hat ihren Ursprung in Aussagen von Treffpunkt-BesucherInnen, die vom Dienst in der Klinik ins Zentrum kamen und sagten: „Das war heut wieder a Theater!“ 


Szene "Visite", unser 1. Stück

Die Arbeit der Theatergruppe zum ersten abendfüllenden Programm begann 1990 mit einer Schreibwerkstatt mit der österreichischen Schriftstellerin Renate Welsh. Der Name "Infektiös" wurde geboren.

Für ihre erste Produktion „Aufgebettet – 11 faltenfreie Szenen“ wurde die Gruppe 1992 mit dem Wallnöferpreis für die „besonders mutige Art der Bewältigung des Berufsalltages“ ausgezeichnet. 

Die intensiven Diskussionen mit TheaterbesucherInnen vor allem aus dem Bereich Gesundheitswesen im Anschluss an die Vorstellungen waren der Auslöser für eine intensive Auseinandersetzung und Arbeit mit den Methoden des Theaters der Unterdrückten, das Augusto Boal zur Einbindung und Beteiligung von BürgerInnen entwickelt hat. Mag. Irmi Bibermann und Mag. Heidi Unterhofer waren eine zeitlang unsere Trainerinnen. Wir spielten Forumtheater-Szenen bei Fortbildungen des Österr. Krankenpflegeverbandes, Ausbildungslehrgängen für AltenpflegerInnen der Caritas, im Betriebsseelsorgezentrum. 

Diverse Lehrgänge und Weiterbildungen folgten. In der Folge übernahm Elisabeth Schatz die pädagogische Leitung der Gruppe bis Feber 2011 (ab 2000).
In diesen Jahren haben wir neben den abendfüllenden Programmen zahlreiche Einzelszenen entwickelt zu den Themen wie u.a. Situationen im Krankenhausalltag, soziale Situation in Tirol, Frauenbild, Fremd/Heimat, Unterdrückung, Teamarbeit, Unterwerfung. und eingesetzt als Forumtheater, Straßentheater, thematische Einstiege bei Veranstaltungen und Seminaren. 

Die abendfüllenden Produktionen: 

1990 "AUFGEBETTET – 11 FALTENFREIE SZENEN", die erste abendfüllende Produktion.
2000 "GUTE BESSERUNG", Regie Irene Turin, Wörgl.
2007 "IDYLLEN UND ANDERE NOTFÄLLE", Regie Hubertus Zorell, Wien.
2009 "DAS GUTE LEBEN _ein Best of", Regie Verena Covi, Innsbruck.
2012 "HABEN SIE RESERVIERT"; Regie Verena Covi, Innsbruck
2016 "VON SCHMUTZIGEN HÄNDEN UND HEILENDEN KRÄUTERN"; Regie Danja Außerhofer, Innsbruck
2018/2019 "DIAGNOSE ZEITSCHNUPFEN"; Regie Danja Außerhofer, Innsbruck 

Die Inhalte der Szenen sind Erfahrungen und Geschichten aus der jeweils eigenen Arbeits- und Lebenswelt. In den monatlichen Treffen werden diese ausgetauscht und herausgespielt. Damit sind die Schauspielerinnen auch die Autorinnen der Stücke. Für abendfüllende Programme wird jeweils eine Regisseurin, ein Regisseur engagiert, dieser, diesem obliegt die bühnengerechte Inszenierung.